top of page

Auszug aus der Chronik der Gemeinde Kasten bei Böheimkirchen

 

Die Gemeinde Kasten ist ein echtes Streusiedlungsgebiet mit den zwei größeren Dörfern Kasten und Fahrafeld.

Der Name Kasten erscheint urkundlich erstmalig in Passauer Dokumenten im Jahre 1157. Hier wird ein Ulschalk von Kasten genannt, der sicherlich mit Udalschalk von Wald identisch ist, denn Wald war Passauer Lehen, Kasten freieigener Besitz dieses Geschlechtes.

 

Im Urkundenbuch St. Pölten wird 1248 zwischen Casten superius und Casten inferius unterschieden, also Innerkasten und Außerkasten. Dr. Büttner und Dr. Weigel, die maßgebenden Ortsnamensforscher Niederösterreichs halten demnach den Zehentkasten, der auf Mitterfelder Boden stand, als namensgebend. Es hieß eben die Siedlung taleinwärts hinter dem Zehentkasten Innerkasten und die vor demselben Außerkasten. Aus Innerkasten wurde unser heutiges Kasten.

 

Fahrafeld erscheint urkundlich erstmalig 1180. Ein Rudbertus de Vorchinvelde schenkte zwei Weingärten bei Zell dem Kloster Göttweig. 1248 finden wir wieder im NÖ. Urkundenbuch die Schreibweise Vorichenveld und erst später heißt es Fohrafeld, woraus erst im 19. Jahrhundert Fahrafeld wurde.

 

Über die älteste Zeit unseres Heimatgebietes haben wir keine zuverlässige Kunde. Es ist aber sicher, dass der frühzeitliche Mensch auf seinen Jagdzügen in diese Täler gekommen ist. Das beweisen Einzelfunde, wie ein 1970 gefundenes Steinbeil.

 

Im 11. Jahrhundert dürfte Kasten als Kirchensiedlung entstanden sein. Der Patrozinium der Kirche in Kasten, St. Mauritius, weist auf Missionierung durch das Kloster Niederaltreich hin. 1265 wird Kasten eine eigene Pfarre.

Die Herren von Wald, die sich nach ihrem freieigenen Besitz auch Herren von Kasten nennen, sind wohl im Zuge der babenbergischen weiterschreitenden Kolonisation mit den Hochfreien Hagenauern hierher gekommen. Ihr Wappen war ein roter aufsteigender Wolf auf silbernem Hintergrund, wohl angelehnt an das Passauer Wappen, denn sie waren ja Lehensleute des Bischofs von Passau.

1366 verkauft Otto von Wald seinen Besitz dem Kloster St. Pölten. Die Klosterherrschaft war sicher sehr segensreich für das Tal. So lässt sich bis ins 17., am Hummelberg sogar bis in 18. Jahrhundert, Weinbau nachweisen.

Die Türken kamen 1529, 1532, und 1683 in unser Tal. Aus der Zeit von1683 sind die Matrikenbücher erhalten und wir erfahren von Mord, Brandschatzung und Gefangennahme durch die Türkenhorden. Häuser, Kirche und Pfarrhof haben schwer gelitten. Die Erneuerungen dauerten jahrzehntelang. Um die Behebung der Schäden aus der Türkenzeit hat sich besonders der Probst Christoph Müller von Prankenheim verdient gemacht. In die Zeit um 1729 fällt der Beginn des Schulunterrichtes in Kasten.

 

Am Beginn des 19. Jahrhunderts kamen zweimal die Franzosen als ungebetene Gäste in unser Land.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hat die Untertänigkeit der Bauern ein Ende, die Herrschaften wurden abgeschafft. Es entstehen die Gemeinden.

1870 beginnt die Aufschließung unseres Gebietes durch Straßen, 1871 wird das Postamt in Kasten geschaffen.

1872 wurde der Zehentkasten durch die Gemeinde angekauft und zur Volksschule umgebaut, 1873 wurde die Freiwilllige Feuerwehr Kasten gegründet. 1910 wurde von der Wiener Kaufmannschaft in Dörfl ein Erholungsheim gebaut, dass bis zum Jahre 1987 der PVA der Arbeiter gehörte und heute in Privatbesitz ist. 1910 wurde auch der Bau der 2. Wiener Wasserleitung vollendet.

 

Einen tiefen Einschnitt in die aufblühende Entwicklung machte der 1. Weltkrieg. Das Kriegerdenkmal in Kasten nennt 46 Namen von Gefallenen. 1921 kam der Gendarmerieposten auch Kasten und 1922 bekam Kasten elektrisches Licht.

Der 2. Weltkrieg kostete Kasten 48 Gefallene und 15 Vermisste.

Das Leben normalisierte sich erst allmählich. Es wurden wieder Vereine gegründet, Schäden ausgebessert, und Verluste am Viehbestand aufgeholt. In den 60er Jahren wurden bedeutende Einrichtungen geschaffen, z. b. Straßenasphaltierungen, der Bau des Amtshauses und die Errichtung von Güterwegen in allen Teilen des Gemeindegebietes.

Am 01. 01. 1972 erfolgte die Zusammenlegung der Gemeinden Kasten und Stössing zur Großgemeinde Kasten, die am 14. 01. 1975 ein Wappen verliehen bekam. Das Gemeindewappen besteht aus dem namensgebenden Zehentkasten, dem roten Wolf der Herren von Wald und das Y für die Klosterherrschaft St. Pöltens. Dieses Y wurde abgeleitet von YPPOLYTUS (heute St. Pölten) und war das Zeichen der Augustiner Chorherrn von St. Pölten.

Die Ähren über dem Zehentkasten weisen auf den Haupterwerbszweig der Bewohner, die Landwirtschaft hin.

In den Jahren 1987 und 1988 wurde mit dem Aufbau der Wasserversorgung, unter Bürgermeister Franz Atzinger, und mit der Abwasserbeseitigung unter Bürgermeister Rudolf Kickinger begonnen.

Mit 01. 01. 1988 wurde die Großgemeinde Kasten wieder in die Gemeinden Kasten und Stössing aufgeteilt, sodass Kasten heute eine Fläche von 20,5 km² und ca. 1.500 Einwohner aufweist.

(c) Dipl.-Ing. Eduard Gutscher

bottom of page